Als die erste Mannschaft des TuS Winterscheid im Jahr 2010 nach dem damaligen Aufstieg aus der Kreisliga C nach den ersten Spieltagen einmal auf dem ersten Platz der Kreisliga B stand, war das eine Sensation. Man fragte sich dennoch, ob dieser Tabellenplatz jemals wieder erreicht werden kann. Neun Jahre später ist diese Frage zu bejahen.

Doch wie kam es dazu, dass ein kleines Dorf sich dermaßen zusammenschweißt und in der Saison 2019/2020 zweimal die Tabellenführung erobern konnte sowie die Hinrunde auf einem starken zweiten Platz beendet hat.

Im Sommer 2019 war lange nicht klar, wer die klasse Arbeit unserer beiden Trainer Daniel Rump und Petty Fedder weiterführen sollte. Dank des unermüdlichen Einsatzes unseres sportlichen Leiters Markus Jung konnten wir das Trainertrio um Sebastiano Ferro, Stephan Schmiedl und Christian Gaul verpflichten. Torwarttrainer ist Roberto Nopper. Dabei stand die erste Mannschaft vor einer ganz neuen Situation. Ein Trainer, der nicht aus dem Dorf oder der näheren Umgebung kommt. Kann das funktionieren?

Die ersten Ergebnisse ließen aufhorchen. Testspiele wurden allesamt gewonnen und dann der A-Ligist Birk nach einem packenden Pokalfight mit 3:1 geschlagen. Das Selbstverstauen wuchs. Das Spiel in der zweiten Runde gegen ein richtig gutes Team aus Bergheim war kämpferisch mit das Beste, was der Sportplatz in Winterscheid in den letzten Jahren gesehen hatte. Leider konnte dieses Niveau im nächsten Pokalspiel in Oberlar nicht gehalten werden. Somit ging dort eine interessante Pokalreise zu Ende. Schon in diesen drei Spielen erkannte man ein mögliches Erfolgsmuster. Es sind drei Säulen, die für die Senioren des TuS Winterscheid in der Hinrunde prägend sein sollten. Die drei Erfolgsfaktoren sind: Trainer, Spieler, Zuschauer. Da alle drei Personengruppen über die volle Zeit von Juli 2019 bis Dezember 2019 die Trainings- und Spieltage mit vollem Einsatz füllten, können wir uns alle auf eine richtig spannende Rückrunde freuen.

Doch das Team ging auch durch ein kleines sportliches Tal. Nach der euphorisierenden Vorbereitung setzte es zum Saisonauftakt eine verdiente 2:5 Klatsche in Wolsdorf. Als dann eine Woche später beim Turnier der Ortsvereine der ganze Sportplatz mit Leuten gefüllt war, verspielte man eine 2:0 Führung gegen die Reserve aus Neunkirchen-Seelscheid und musste sich mit einem Punkt begnügen.

Was war jetzt? Saison gelaufen? Wer hat Schuld? Passt es im Team doch nicht?

Es ging zum Tabellenführer, der Reserve aus Hennef. Schon nach ein paar Minuten hatten wir den Rückstand zu verkraften. All die Euphorie aus der Vorbereitung war weg. Doch dann hielten Trainer, Spieler und Zuschauer zusammen und das Spiel wurde 5:1 gewonnen. Kopf, Herz und phänomenale Unterstützung von außen waren der Schlüssel zum Erfolg. Dieser Schlüssel passte auch in allen nachfolgenden Partien. Bis auf die Punkteteilung beim damaligen Tabellenführer Allner-Bödingen II gewann man bis in den November rein alle Spiele. Im manchen Partien verdiente man sich auch ein Quäntchen Glück. Denn die meisten Spiele endeten mit ein, zwei Toren Unterschied. Jedoch eines wusste die Mannschaft. Sie ist in der Lage, zu jeder Zeit noch ein Tor zu schießen. Mitte November kam es zum nächsten Highlight. Das Auswärtsspiel beim Tabellenführer aus Wahlscheid II. Viele Zuschauer feuerten uns permanent an. Die Trainer und die Auswechselspieler gaben an der Seitenlinie alles. Wir konnten das kampfbetonte Spiel mit 2:1 für uns entscheiden und … was war im Jahr 2010 schon mal?

Der TuS Winterscheid war Tabellenführer in der Kreisliga B. Ein Moment, den Mannschaft und die Zuschauer zusammen erreicht und sich verdient haben. Der Abpfiff, die Gespräche nach dem Spiel, überall lachende Gesichter. Gänsehautmoment. Übertrieben? Ist doch nur Kreisliga B. Ist schon klar. Dabei muss jedem bewusst sein, dass Fußball nicht das Wichtigste ist im Leben. Man hat aber einen Teil davon mit Fußball verknüpft. Es ist ein Stück Lebensqualität. Wenn Spieler, Trainer und Fans zum Platz kommen und man 90 Minuten vollen Einsatz bringt, hat man diese drei Stunden Lebenszeit sinnvoll eingesetzt. Das hat man als Gemeinschaft getan. So wie wir alle in der letzten Zeit.

Leider konnten wir aus den letzten drei Spielen nur drei Punkte holen. Verdientermaßen. Positiv aber, dass die Truppe auch nach der letzten Heimniederlage gemeinsam in der Gaststätte zur Post in Winterscheid den Abend hat ausklingen lassen.

Aber die Niederlage gegen stark kämpfende Öttershagener muss uns Spielern zu denken geben. Fans, Trainer und die Auswechselspieler haben sich reingehauen in diese Partie. Nur wir auf dem Platz haben kollektiv versagt. Das kann passieren. Man sollte sich nur ins Gewissen rufen, dass die Fans eine dreiviertel Stunde Fahrt bei eiskaltem Regen auf sich nehmen. Sind sie dann dort angekommen, sehen sie elf Spieler, die sich mehr mit dem Schiedsrichter, den Mitspielern und mit dem ganzen Unrecht dieser Welt beschäftigen; nur nicht mit sich selbst. Klarer Warnschuss an uns Spieler. Das geht gar nicht.

Dennoch und das ist das Wichtigste. Wir beenden die Hinrunde auf einem ganz starken zweiten Platz. Wann hat es das zuletzt gegeben? Behaltet euch alle diese Euphorie. Niederlagen gehören dazu. Sie waren verdient und wir Spieler müssen eine Menge arbeiten.

Aber jetzt bekommen Trainer, Spieler und Fans erstmal den Kopf frei und tanken den Akku wieder voll auf, sodass die Lebensqualität auch an den Partien in 2020 gegeben sein wird.

Die erste Mannschaft bewegt das Dorfgeschehen. Man wird angesprochen. Es kommen viele Leute zum Platz. Für die, die uns noch nicht so gut kennen, versuche ich eine kurze Zusammenfassung zu erstellen, wie sich unsere Truppe zusammensetzt. Vielleicht wird dabei auch klar, warum die Mannschaft ein gewisses Maß an Erfolg hat. Zum einen sind da die Ur-Winterscheider, die schon seit gefühlt hundert Jahren in den Senioren spielen. Auf dem Platz aufgewachsen, fast immer hier versucht Fußball zu spielen. Dazu kommen die Jungs, die im Jahr 2008 und in den Folgejahren in der Jugend nach Winterscheid gewechselt sind. Erweitert wurde der Kader durch Spieler, die im Laufe der letzten Jahre dazugekommen sind und ebenfalls schon fest zum Inventar beim TuS gehören. Des Weiteren sind in den vergangenen zwei Jahren auch wieder Spieler aus der eigenen Jugend dabei, die sich ebenfalls schon klasse entwickelt haben. Im Januar stoßen noch ein paar neue Spieler dazu, die ebenfalls schnell in die Gruppe integriert werden.

Man erkennt: es ist eine Gemeinschaft aus unterschiedlichen Leuten, die schon unterschiedliche Wege im Fußball gegangen sind und sich jetzt im beschaulichen, aber sehr schönen und lebendigem Winterscheid zusammengefunden haben.

Die Welt wird sich weiterdrehen, egal wo der TuS am Ende der Saison landet. Aber wir können weiter alle zusammen versuchen Sonntag für Sonntag die uns zur Verfügung stehende Zeit zu nutzen, um unsere Gemeinschaft zu stärken und noch viele schöne Nachmittage zu erleben. Dabei steht immer der Respekt gegenüber allen anwesenden am Platz im Vordergrund. Wenn dann noch die Leistung von Trainer, Spieler und Fans stimmt, dürfen wir mit voller Euphorie der Rückrunde entgegenfiebern. Bis dahin stehen für die Mannschaft einige körperlich beanspruchende Hürden bereit: Vorbereitung, Testspiele und natürlich die ein oder andere festliche Aktivität (Karneval etc.)

Wir als Team möchten uns bei allen unterstützende Personen bedanken: den Mädels, die bei Heimspielen beim Verkauf richtig klasse Arbeit leisten; dem Thekendienst, der während den Heimspielen für volle Gläser sorgen und natürlich allen Zuschauern, die uns in den meist sehr engen Spielen zusätzliche Kraft verleihen.

Die erste Mannschaft freut sich mit euch auf ein spannendes und erfolgreiches Fußballjahr.